Helmut Stief - Leben und Werk

Helmut Stief wurde am 6. Mai 1906 in Siegen geboren. Er war Journalist, deutscher Stenograf und Erfinder - besser Entwickler - des Stenografiesystems Rationelle Stenografie -  Stiefografie.

Schon früh war Helmut Stief fasziniert von der Möglichkeit, so schnell zu schreiben wie ein Mensch redete. Wie viele in den 1920er Jahren erlernte er  Stenografie. Damals konkurrierten mehrere Stenografiesysteme. Zunächst erlernte er das Stenografiesystem Gabelsberger und gewann bei einem Wettschreiben mit 120 Silben/Minute den ersten Preis. Schnell steigerte er seine Leistungen auf mehr als 240 Silben/Minute.

Da auf der Höheren Handelsschule, die er besuchte, das Kurzschriftsystem Stolze-Schrey unterrichtet wurde, erlernte er auch dieses und erzielte 220 Silben/Minute.

Die Einheitskurzschrift (DEK), ein Kurzschriftsystem, das aus unterschiedlichen gängigen Kurzschriftsystemen entwickelt wurde, wurde ab 1924 unterrichtet. Wieder war es Helmut Stief, der in dieser Kurzschrift die damalige Höchstleistung von 220 Silben/Minute schrieb.

Helmut Stief unterrichtete sowohl das System Stolze-Schrey als auch die Deutsche Einheitskurzschrift. Durch ständiges Training steigerte er seine Leistungen kontinuierlich weiter, schrieb 1926 bereits 360 Silben/Minute.

1927 schrieb Helmut Stief als Weltbestleistung 440 Silben/Minute und erzielte den Weltrekord 1928 mit 480 Silben/Minute. Leider fand sich niemand, der schneller sprechen konnte. Helmut Stief hielt diesen Weltrekord bis 1962.

In den 1930er Jahren war Helmut Stief Presse- und Parlamentsstenograf und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Pressechef des Landes Thüringen und später Direktor des Thüringischen Landtages.

Aus politischen Gründen wurde er zu 135 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und kam in das Zuchthaus Bautzen, wo er acht Jahre seines Lebens zubrachte. In dieser Zeit entwickelte er das System Stiefografie, die Rationelle Stenografie, unter schwierigsten Bedingungen.

Helmut Stief wurde begnadigt und nach der Haft in die Bundesrepublik Deutschland abgeschoben. Dort lebte er in Frankfurt am Main und unterrichtete an einer Handelsschule. 1966 wurden die ersten Testkurse mit seinem Kurzschriftsystem  durchgeführt und er widmete sich verstärkt der Verbreitung der Stiefografie.

1973 wurde der Verein für Stiefografie in Hanau gegründet. Als sich Stiefs Gesundheitszustand verschlechterte, so dass er sich nicht mehr aktiv um die Verbreitung und den Ausbau der Rationellen Stenografie Stiefografie kümmern konnte, übertrug er diese Aufgabe dem Verein für Stiefografie, der jetzigen Vereinigung Rationelle Stenografie. Sein Werk wird weiter fortgeführt.

Helmut Stief starb am 2. Oktober 1977 in Frankfurt am Main.